Foto: Geierunited / wikimedia (gemeinfrei)
Seit mehreren Tagen bereits kursiert das Bild einer Tankstellenrechnung durch die sozialen Medien. Der Betrag von glatten 479 Euro ist aber nicht etwa wegen der Spritpreise ein echter Aufreger geworden, sondern weil es sich bei dem Kauf um eine ziemlich große Anzahl an Zigaretten handelt – angeblich für Flüchtlinge. Ein Augenzeuge berichtete den Bezirksblättern wie er an der Tankstellenkasse in Tulln neben einem Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu stehen kam, der zur Flüchtlingsversorgung Zigaretten kaufen gehen sollte.
Foto ist echt
Ungläubig fragte auch der Kassier an jenem Sonntag nach, wozu denn so viele Zigaretten gebraucht werden. Exakt handelte es sich um 20 Packungen Marlboro, 40 Chesterfield, 10 Gauloises sowie 20 Marlboro Gold. Doch der junge Rettungssanitäter zuckte offenbar nur lapidar mit den Schultern und rechtfertigte sich gar nicht so unglaubwürdig: "Der Kommandant hat mich g'schickt, sonst schnorren die Flüchtlinge so viel und das nervt."
Just an jenem Wochenende sind in den Räumlichkeiten der Feuerwehrschule Tulln einige Dutzend Flüchtlinge untergebracht worden, welche nun vom Roten Kreuz betreut werden. Als diese unglaubliche Geschichte schnell die Runde machte, versuchte sich das Rote Kreuz abzuputzen und reagierte gegenüber den Medien:
Wir haben definitiv keine Spendengelder veruntreut und Zigaretten gekauft. Verteilt haben wir Zigaretten vor Ort, welche von Privatpersonen gespendet wurden, jedoch entzieht sich unserer Kenntnis, von wem wie viel gespendet wurde. Was wir natürlich auch nicht ausschließen können ist, dass einer unserer Mitarbeiter privat Zigaretten gekauft hat.
Rotes Kreuz zieht sich zurück
Auf die Nachfrage von Unzensuriert.at, wie viele Spenden bisher beim Roten Kreuz Tulln eingelangt seien, wie viele Sachspenden in Form von Zigaretten darunter waren und wofür „projektbezogene Spenden“ verwendet würden, erhielten wir jedoch bis heute keine Antwort.
Eine interessante Meldung tätigte indes Sonja Fiegl, Bezirkspolizeichefin, welche den Zigarettenkauf zugibt und eine lange Überdenkzeit schilderte, bis einer losgeschickt wurde: "Die Stimmung war extrem angespannt. Wir wollten, dass die Personen in der Feuerwehrschule vor Ort bleiben. In der Situation war es aber richtig.“ Auch Tullns Stadtchef Peter Eisenschenk lenkte nun ob des medialen Drucks ein und fordert den Fotografen des Bildes erbost auf, sich der Öffentlichkeit zu stellen: "Die Flüchtlinge wussten gar nicht, dass es sich bei der Unterkunft nur um einen Zwischenstopp handelt. Als Zigaretten verteilt wurden, entspannte sich die Situation."
Fest steht nun also, dass Zigaretten von einem Mitarbeiter des Roten Kreuz gekauft wurden und das geknipste Bild echt ist. Da dieser Mitarbeiter die knappen 500 Euro vermutlich nicht aus der eigenen Tasche bezahlt hat, bleibt nur noch die Frage, woher das Geld kam. Bestürzt über die Vorgänge im eigenen Bezirk zeigt sich auch der Freiheitliche Andreas Bors, welcher den Umgang mit Spendengelder scharf kritisierte.